Assimina Gouma über ihr Teilprojekt
Im Migrationsdiskurs wird Mehrsprachigkeit vor allem als Bedrohung verstanden. Aktuell hat diese Positionierung die politische Instrumentalisierung von Sprache für eine Reihe von Disziplinierungsmaßnahmen gegenüber MigrantInnen zu Folge: Sprache als Zwang, Sprache verbunden mit Restriktionen und Strafen für ausgewählte Gruppen von MigrantInnen. Begründet werden diese Maßnahmen mit der Stigmatisierung der MigrantInnen als „Bedürftige“ und als „Unwissende“. Sprache bleibt so ein zentrales Mittel, um Machtverhältnisse zu reproduzieren und Ausschlussmechanismen zu festigen.
Wissen um soziale Position und Sprache
MigrantInnen haben jedoch ein umfangreiches Wissen über ihre soziale Position und Sprachen. Das Teilprojekt Mehrsprachigkeit und nicht-kommerzielle Medien versteht in diesem Sinne Mehrsprachigkeit als soziales Wissen, das in unterschiedlichen Situationen und Bereichen einfließt. Das Projekt bietet einen Raum, um das Wissen der Migrantinnen über strukturelle Machtverhältnisse und über die eigene soziale Position darin mit Bedingungen des Spracherwerbs und partizipativen medialen Angeboten zu verknüpfen.
Unterstützung emanzipativer Konzepte
Das Ziel ist, emanzipative Konzepte der Mehrsprachigkeit zu unterstützen. Im Mittelpunkt stehen daher nicht nur die Bedingungen des Spracherwerbs, sondern auch die Rolle der Freien Radios in den Alltagspraktiken der Migrantinnen. Im Rahmen von Gruppeninterviews wird die Bedeutung der Mehrsprachigkeit im Kontrast zum Verständnis von Sprache als Zwang und der politische Rahmen für die handelnden Personen thematisiert. Geplant sind auch ExpertInnen-Interviews, um das Verständnis der AkteurInnen im Bildungs- und Medienbereich zu erfassen. Die ExpertInneninterviews sollen den Kontext für Sprache und Partizipation in der Medienöffentlichkeit der Region vertiefen bzw. den Umgang und Erfahrungen der relevanten Institutionen mit Konzepten der Mehrsprachigkeit aufzeigen.
Kontakt:
Assimina Gouma, M: assimina.gouma@univie.ac.at